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Interview mit Prof. Dr. Ingo Froböse: der Turbo-Stoffwechsel

ingo froböseProf. Dr. Ingo Froböse:

Ehemaliger Hochleistungssportler, Leiter des „Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung“ der Deutschen Sporthochschule Köln, Leiter des Institutes für Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule (DSHS) und Vorsitzender des „Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport".

Zudem ist Prof. Dr. Froböse Sachverständiger/Gutachter in Gerichtsfragen zum Thema „Sport und Fitness“, ständiges Mitglied im Expertenteam zahlreicher Medien (Stern gesund leben, Brigitte, Fit for Fun, Vital, Men´s Health, GQ etc.), Sachverständiger des Bundestages in Fragen der „Prävention“ und vieles mehr.

Er ist einer der Top-Experten im deutschsprachigem Raum überhaupt. Ich bin dankbar, dass ich ihn für dieses Interview gewinnen konnte.

Vorhang auf: 11 Fragen an Ingo Froböse

1. Herr Prof. Dr. Froböse, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Stellen Sie sich doch bitte einmal kurz meinen Leserinnen und Lesern vor:

Hallo Herr Prell, gerne habe ich mir die Zeit hierfür genommen. Mein Name ist Ingo Froböse, ich bin geboren 1957 in Unna, habe ein Sportstudium mit Diplom an der Deutschen Sporthochschule in Köln abgeschlossen und bin seit 1995 Hochschulprofessor.

In den 1980er Jahren war ich mehrfach deutscher Vizemeister im 100m und 200m Sprint. Ich bin in sehr vielen Funktionen in unterschiedlichen Vereinigungen aktiv, u. a. bin ich im Expertenteam zahlreicher Medien wie bsp. dem Stern, Men’s Health, Fit for fun uvm.

Zudem bin ich Leiter des „Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung“ der Deutschen Sporthochschule in Köln.

2. Herr Froböse, Ihr Buch „Das Turbo Stoffwechsel Prinzip“ habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Auch ich halte von vielen „Wunderdiäten“ nichts. Wenn Sie ganz grob zusammenfassen: um was geht es in Ihrem Buch?

Möchte ein Mensch Abnehmen, also Körperfett verlieren, geht dies in erster Linie nur über eine negative Energiebilanz. Es muss also weniger Energie aufgenommen werden, als zugeführt wird.

Nun liegt es auf der Hand, dass sich viele der Übergewichtigen in ein großes Kaloriendefizit begeben um möglichst schnell abzunehmen – das klingt in erster Linie auch logisch.

Das Problem ist nur, dass unser Körper eine Art „Alarmsystem“ hat, welches sofort anschlägt, wenn dem Körper zu viel Energie in Form von Kilokalorien vorenthalten wird.

Sie und Ihre Leser müssen wissen, dass jeder Mensch einen bestimmten Grundumsatz hat. Dieser beschreibt den Energiebedarf, den der Körper benötigt um lebenserhaltende Funktionen wie Atmung, Instandhaltung von Organen und Co. abzuwickeln. (Achtung: Zieht man die Energie, die der Körper für Bewegung und Aktivität bedarf hinzu, ist es der Energieumsatz!)  

Dieses „Alarmssystem“ stammt noch aus Urzeiten, in denen uns genau dieses vor Hungerkuren bewahrt hat. Denn der Körper hält in dieser Zeit alle Kalorien beisammen, die er bereitgestellt bekommt um für noch schlechtere Zeiten gewappnet zu sein. Wie wir aus diesem „Sparmodus“ herauskommen, genau darum geht es in meinem Buch „Das Turbo-Stoffwechselprinzip

3. Ich verstehe Herr Froböse. Wie genau tunt man denn nun seinen Stoffwechsel?

Das ist ganz simpel Herr Prell: wir müssen unseren Körper mehr fordern, als bislang um den Grundumsatz zu erhöhen.

Das soll jetzt nicht heißen, dass Sie ab sofort jede Woche einen Marathon laufen sollen oder 100 Stockwerke rauf- und runterspurten.

Hierzu zählen viele kleinere körperliche Betätigungen im Alltag und kleinere Sporteinheiten. Den Stoffwechsel regt zum Beispiel das Steigen von Treppen an oder einfach einmal früh morgens 15 Minuten spazieren gehen.

Wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren steigen Sie einfach ein paar Stationen früher aus und gehen den Rest zu Fuß, das treibt den Stoffwechsel an. Was darüber hinaus besonders wichtig ist Kraftsport. Hier gewinnen Sie nicht nur neue Muskulatur die auch in Ruhe Körperfett verbrennt, sondern steigern auch im Allgemeinen durch den Sport Ihren Grundumsatz.

4. Um wie viele Kalorien muss der Grundumsatz erhöht werden, damit sich die Fettverbrennung verbessert?

Das müssen gar nicht so viele sein. Bereits ab 100 Kilokalorien lohnt sich das Ganze, ein Beispiel: wenn Sie es schaffen Ihren Grundumsatz, also die Energie die Ihr Körper tagtäglich in Ruhe benötigt, um 100 Kilokalorien zu steigern, sind das auf ein Jahr gesehen 36.500 Kilokalorien. Das entspricht rein rechnerisch 5,3 Kilogramm Fett – eine beachtliche Menge. Es geht natürlich auch mehr.

Beispielsweise zeige ich in meinem Buch „Das Turbo Stoffwechsel Prinzip“ wie man in nur 8 Wochen seinen Grundumsatz um 200 Kilokalorien steigert und dadurch pro Jahr 73.000 Kilokalorien einspart, das entspricht 10 Kilogramm Körperfett!

5. Ich bin selbst ein großer Fan der Low Carb Ernährung. Dadurch konnte ich 27 Kilogramm Körperfett verlieren und fühle mich sehr wohl. Was halten Sie von Low Carb? 

Low Carb erachte ich eher für kritisch und falsch. Die Low Carb Ernährung wurde in den letzten Jahren bekannt da Kohlenhydrate als Hauptursache für Übergewicht verantwortlich gemacht wurde. Grund hierfür soll die übermäßige Ausschüttung von Insulin sein, was auch ein berechtigter und richtiger Grund ist.

Nichts desto trotz dürfen dem Körper für einen Turbo-Stoffwechsel nicht zu wenige Kohlenhydrate zur Verfügung gestellt werden. Studien belegen, dass alleine unsere roten Blutkörperchen und das Gehirn auf Glukose angewiesen sind welche wiederum aus Kohlenhydraten gewonnen werden. Alleine hierfür benötigt unser Körper täglich zwischen 150 und 180 Gramm Kohlenhydrate.

Wenn nun unser Gehirn zu wenig Glukose erhält steigt der Heißhunger auf Schokolade beispielsweise rapide an und wir werfen unsere guten Vorsätze über den Haufen. 

Anm. v. Fabian: berechne hier dein optimales Kaloriendefizit und erhalte einen für dich zugeschnittenen Ernährungsplan (kostenlos als Sofort-Download):

Geschlecht

Alter
Grösse (cm)
Gewicht (kg)
Aktivitätslevel

6. Wie sollte die perfekte Ernährungsverteilung Ihrer Meinung nach aussehen?

Ich empfehle grundsätzlich eine Ernährungsverteilung von ca. 40-45 % (komplexen) Kohlenhydrate, 30 % Fett und 25-30 % Eiweiß. Unser Organismus benötigt jeden dieser drei Makronährstoffe. Wichtig bei der Ernährung ist auch wie das Essen verzehrt wird:

Schlingen Sie hier nicht einfach alles in sich hinein, sondern lassen Sie sich ausreichend Zeit. Nur gut gekaute und vorbereitete Vitalstoffe kann der Stoffwechsel für sich nutzen.

Essen Sie und Ihre Leser langsam, legen sie Pausen ein und kauen Sie lange. Verzehren Sie immer nur kleine Portionen.

Dadurch wird die Nahrung mit täglichem Boxenstopp aufgenommen und unterstützt so den Turbo-Stoffwechsel. 

7. Warum ist der Mensch Ihrer Meinung nach überhaupt dick geworden? Steinzeitmenschen waren immerhin überwiegend schlank.

Das liegt ganz klar auf der Hand: der Mensch muss sich aufgrund der Industrialisierung kaum noch bewegen. Vergleichen wir die heutige Situation mit den Steinzeitmenschen: Diese waren den ganzen Tag auf Ihren Beinen unterwegs und bewegten sich. Eine weitere Ursache ist natürlich die Nahrung:

Auch diese war früher stark begrenzt, weshalb Mutter Natur uns eine Fettschicht auf die Hüfte gesetzt hat, welche uns in schlechten Zeiten „beschützen“ und vor dem Hungertod bewahren sollte. Dieses Problem gibt es heutzutage nicht mehr:

Nahrung ist im Überfluss in Industrienationen vorhanden, fast überall wo wir uns bewegen treffen wir auf ein breites Nahrungsangebot.

Zudem sorgt die moderne Welt für Lebensmittel, die es früher nicht gab.

Ein Beispiel ist der Schokoriegel: dieser hat beispielsweise so viel Kilokalorien wie ein großer Teller Salat. Ihn zu vernaschen dauert aber vielleicht gerade einmal 1 Minute. In dieser kurzen Zeit merken wir kaum, dass wir etwas essen und auch der Magen nicht gefüllt ist.

Es ist also kein Wunder, dass wir öfter zugreifen und dicker werden – der Heißhunger und viele verlockende Angebot haben uns hier oft im Griff.

8. Gut, dass Sie es erwähnen Herr Froböse: Thema Heißhunger. Haben Sie für meine Leserinnen und Leser 5 Tipps was man bei Heißhungerattacke tun soll?

Ja, allerdings, die habe ich:

  • trinken Sie ein großes Glas Wasser (das wäre am besten!)
  • essen Sie ein hartgekochtes Frühstücksei
  • essen Sie eine kleine Handvoll Paranüsse oder Mandeln (5 – 6 Stück)
  • essen Sie einen halben Becher Naturjogurt (1,5 % Fett)
  • oder essen Sie eine kleine Dose Thunfisch (im eigenen Saft!)

9. Wie genau sollten sich meine Leserinnen und Leser sportlich betätigen um einen Turbo-Stoffwechsel zu bekommen?

Wichtig ist in erster Linie, dass sich Ihre Leser mehr bewegen als bislang.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gewöhnt sich an Belastungen, daher sollte der Körper im Laufe der Zeit mehr gefordert werden, um den Grundumsatz zu erhöhen. Hier empfehle ich eine Mischung aus Ausdauertraining wie bsp. Walking, Jogging, Radfahren oder auch Schwimmen und einem abwechslungsreichen Krafttraining für den gesamten Körper.

Man muss sich hierfür nicht zwangsweise in einem Fitnessstudio anmelden sondern kann auch Eigengewichtsübungen ganz leicht zu Hause durchführen. Ein Ganzkörperkrafttraining zwei bis dreimal pro Woche ist ideal.

10. Haben Sie eine Beispielübung?

Sehr gerne, beispielsweise die Übung „Superman“. Diese kräftigt die gesamte Rückenmuskulatur.

Und so geht’s: legen Sie sich bäuchlings auf den Boden. Beugen Sie einen Arm und legen Sie auf der Oberfläche der Hand Ihre Stirn ab. Den anderen Arm strecken Sie nach vorn und machen eine Faust. Nun heben Sie den nach vorne gestreckten Arm und das diagonal gegenüberliegende Bein.

Ingo froböse superman 1

© Das Turbo-Stoffwechsel-Prinzip / GU Verlag

Führen Sie dann Arm und Bein wieder zum Boden, ohne sie ganz abzulegen. Zur Stabilisation sollten Sie sich die Schulterblätter zusammen und nach unten führen, die Hüftgelenke auf einer Ebene halten sowie Arme und Beine gut durchstrecken. Vermeiden Sie jegliche Rotation der Hüfte oder des Rumpfes weg vom Boden. Wiederholen Sie die Übung 10-mal und wechseln Sie dann Arm und Bein. 10 Wiederholungen je Seite, insgesamt 2 Sätze. Weitere tolle Übungen finden Ihre Leser in meinem Turbo-Stoffwechsel-Buch.

ingo froböse superman 2

© Das Turbo-Stoffwechsel-Prinzip / GU Verlag

11. Nun die letzte Frage: was möchten Sie abschließend meinen Leserinnen und Lesern noch mit auf den Weg geben?

Geduld, Zielsetzung und Ausdauer: zu viel Körperfett legt sich nicht über Nacht auf Ihre Hüften, sondern über mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Gedulden Sie sich daher also beim Abnehmen, setzen Sie sich ein Ziel und achten Sie auf eine negative Energiebilanz und steigenden Grundumsatz. Der Schlüssel hierzu ist der Aufbau von Muskelmasse!

Weitere Informationen über Herrn Prof. Dr. Ingo Froböse finden Sie auf seiner Website unter www.ingo-froboese.de
oder auf Ingo Froböses Facebookseite

Fotonachweis:

Foto Ingo Froböse: Monika Sandel

Foto Übung Superman: Das Turbo-Stoffwechsel-Prinzip / GU Verlag


Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview und weiterhin viel Erfolg!

Flacher Bauch Tipp

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