Laufen macht Spaß.
Laufen macht fit.
Laufen ist Liebe.
Das steht für meinen heutigen Interviewpartner Kevin Besser von Runnersflow fest.
12 Fragen habe ich Kevin gestellt. Seine Antworten: lest selbst 🙂
1. Hallo Kevin. Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Stelle dich doch bitte einmal meinen Lesern vor.
Hi, ich bin Kevin, 32 Jahre, gebürtig aus dem Sauerland und wohne seit acht Jahren in Düsseldorf. Ich bin leidenschaftlicher Läufer und Laufblogger.
Wie kam es dazu? 2011 hat mein Leben eine Wendung genommen, die ich so nicht erwartet habe. Mit den Jahren hatte ich ordentlich an Gewicht zugelegt.
Ich beschloss, ein paar Pfunde abzuspecken. Genau 10 Kilo war mein Ziel. Wie? Einfach mal mit Laufen versuchen. Die ersten Versuche taten extrem weh: 15 Minuten am Stück durch die Gegend rennen und der ganze Körper war ein einziger Schmerz.
Aber: No pain, no gain.
Nach ein paar Wochen waren schon 20 Minuten drin. Einen Monat später war das erste Kilo runter. Mit der Motivation kam auch der Spaß. Aus einfachen Turnschuhen wurden Laufschuhe, aus der schlabberigen Jogginghose eine Runners-Tight.
Und heute? Die zehn Kilo sind runter und Lauf-Veranstaltungen gehören zu meinem festen Wochenend-Programm. Ein Arne Gabius wird aus mir in diesem Leben nicht mehr, aber die Halbmarathon-Zeit wird immer besser. Und im Frühling 2017 durfte ich in Hamburg meinen ersten Marathon laufen – eine großartige Erfahrung, die ich nie vergessen werde.
Ende September folgt dann in Berlin der Zweite. Das ist besonders schön, weil ich dort mal 3 ½ Jahre gelebt habe – quasi ein Besuch in der alten Heimat.
2. Auf deiner Seite bloggst du übers Laufen. Wie kam es dazu?
Mit der Begeisterung für das Laufen kam irgendwann der Punkt, an dem ich meine Leidenschaft mit anderen Menschen teilen wollte.
Laufen ist mein absolutes Herzthema und mit der Zeit habe ich immer mehr Erfahrung gesammelt – vor allem was Training und Wettkämpfe angeht.
Daran wollte ich andere Läufer und Interessierte teilhaben lassen. Und zack: da habe ich mir einfach einen Blog erstellt.
3. Bei mir im Blog dreht sich vieles ums Thema Abnehmen. Wie würdest du einem Übergewichtigen den Einstieg ins Laufen/Joggen empfehlen?
Ich glaube, dass aller wichtigste am Laufen ist die innere Einstellung dazu.
Es gibt im Grunde genommen drei Gruppen:
- Gruppe 1 liebt das Laufen bedingungslos. Bei jedem Wetter, mit guter und mit schlechter Laune, im Sommer und im Winter.
- Gruppe 2 findet Laufen total bescheuert und wundert sich über Gruppe 1. Wie können die nur so oft laufen gehen? Das ist doch total langweilig und macht gar keinen Spaß.
- Und Gruppe 3 ist irgendwo dazwischen. Sie findet das Laufen ok und läuft oft aus Mittel zum Zweck – zum Beispiel, um abzunehmen.
Ich bin in Gruppe 2 gestartet und bin dann ganz schnell in Gruppe 1 gewechselt. So ist es oft bei Laufanfängern. Um konkret auf deine Frage einzugehen: probiert es einfach mal selbst aus mit der Lauferei. Scheiße finden könnt ihr es am Ende immer noch 😉
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht die üblichen Trainingstipps geben wie Laufen und Gehen im Wechsel, langsam die Umfänge steigern, usw. Dazu gibt es unendlich viele Tipps im Internet.
Viel wichtiger ist die innere Einstellung dazu.
Immer dran denken: du kommst schneller in Gruppe 1, als du denkst.
4. Thema Ausdauer aufbauen: wie steigert man in kurzer Zeit seine Ausdauer? Viele Sprints oder doch lieber die Distanz beim Training steigern?
Der größte Fehler ist, immer im gleichen Tempo und sehr ähnlich Umfänge – also Streckenkilometer – zu laufen.
Es fühlt sich zwar nach Training an, hat aber einer sehr geringen Effekt, wenn man seine Ausdauer steigern möchte.
Grob zusammengefasst gibt es vier Trainingsformen beim Laufen.
- Tempo-Dauerlauf: Zügiges Tempo mit Ein- und Auslaufen
- Langsamer, langer Lauf: Geringes Tempo, großer Streckenumfang
- Lockerer Dauerlauf: Moderates Tempo, mittlerer Streckenumfang
- Intervalle: Einlaufen, x schnelle Intervalle mit y Wiederholungen und Trabpausen dazwischen, Auslaufen
Wie man seine Ausdauer verbessert, ist übrigens eine sehr beliebte Frage, die sich nicht in ein paar Sätzen beantworten lässt. Bei mir im Blog habe ich dazu einen ganzen Artikel mit vielen Zusatzinfos geschrieben.
Bei Interesse einfach mal reinklicken: www.runners-flow.de/effizientes-lauftraining-trainingsformen
5. Abgesehen von der Ausdauer eines Läufers: wie wichtig ist die „restliche“ körperliche Verfassung eines Läufers?
Laufen ist viel mehr, als einfach nur seine Ausdauer zu trainieren. Die gesamte körperliche Verfassung spielt eine wichtige Rolle.
Dazu gehört neben gesunder Ernährung auch Alternativ- und Krafttraining wie Radfahren oder Schwimmen. Außerdem sollte man darauf achten, dass man sich auch Pausen gönnt, damit der Körper sich erholen kann. Das ist ein beliebter Anfängerfehler.
"Viel hilft viel" ist wie in zahlreichen anderen Bereichen falsch.
6. Laufschuhe, Laufkleidung und Co. gibt es viel auf dem Markt: worauf sollte beim Kauf besonders geachtet werden?
Das wichtigste Werkzeug eines Läufers sind die Laufschuhe. Am Anfang reicht es wirklich aus, ein Paar vernünftige Laufschuhe zu haben.
Wie findet man die?
Niemals im Internet kaufen. Immer in ein Sportfachgeschäft gehen und sich beraten lassen.
Wichtig ist, vorher die Schuhe anzuziehen und darin zu laufen.
Viele Fachgeschäfte haben eine Laufbandanalyse. Dort läuft man erst Barfuß, um die persönliche Fußstellung zu ermitteln. Danach passiert das Gleiche nochmal mit Laufschuhen. Ich empfehle, ruhig mehrere Schuhe auszuprobieren, um gut vergleichen zu können.
Hinsichtlich Laufkleidung und technischem Equipment spielt der persönliche Faktor immer eine große Rolle. Ich bevorzuge zum Beispiel eher weit geschnittene Laufkleidung. Diese Vorliebe ist bei jedem individuell. Im Laufe der Zeit entwickelt hier jeder eigene Präferenzen.
Eins noch: die Kleidung sollte in jedem Fall aus einem Material sein, dass Schweiß gut nach Außen transportiert und schnell trocknet.
Anm. v. Fabian: berechne hier dein optimales Kaloriendefizit und erhalte einen für dich zugeschnittenen Ernährungsplan (kostenlos als Sofort-Download):
7. Während die einen aufs Dehnen vor/nach dem Sport schwören, halten es andere für überflüssig. Wie siehst du das?
Das ist ein Thema, was die Laufszene selbst bei einem sehr fortschrittlichen Wissensstand in zwei Lager spaltet.
Dehnen, ja oder nein? Vor oder nach dem Laufen? Ich bin kein Wissenschaftler und kann diese Frage nur nach meinem persönlichen Gefühl und meinen Erfahrungen beurteilen.
Ich bin pro Dehnen – und zwar nach dem Laufen.
Eine Faustregel besagt: pro gelaufenem Kilometer eine Minute Dehnen. Ich finde das Dehnen nach dem Laufen ehrlich gesagt eher nervig. Ich habe mir aber eine Routine angewöhnt und lasse es nur sehr selten ausfallen. Ich fühle mich danach einfach besser und weiß, meinem Körper etwas gutes getan zu haben.
Es ist also auch eine Kopfsache.
8. Stichwort Motivation: wie motivierst du dich regelmäßig dazu, alles zu geben und dich zu steigern?
Eine tolle Frage.
Das Thema Motivation finde ich wahnsinnig spannend. Motivation ist bei mir sehr eng mit Erfahrung verknüpft. Was meine ich damit?
Wenn ich einen schlechten Tag hatte und ich nach der Arbeit am liebsten direkt ins Bett gehen würde, dann aber trotzdem die Kurve bekomme und Laufen gehe, ist das Gefühl nachdem ich wieder vor meiner Haustür angekommen bin einfach unschlagbar.
Sprich: ich weiß, dass mir das Laufen körperlich und geistig gut tut und mich auf ein höheres und positiveres Level hebt.
Aus dieser Erfahrung heraus fällt es mir leicht, mich immer wieder aufs Neue zu motivieren. Außerdem habe ich mir eine Routine angewöhnt, die mir dabei hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden. Wenn ich nach Hause komme und eine Trainingseinheit ansteht, ziehe ich mir direkt Laufsachen an und gehe raus. So bleibt mir gar nicht erst die Möglichkeit, mich gegen das Laufen zu entscheiden. Das ist vor allem im Winter ein guter Trick, um sich selbst zu motivieren.
Ein weiterer Motivationsschub sind selbst gesteckte Ziele. Nehmen wir zum Beispiel meine aktuelle Situation. Ich werde im September den Berlin-Marathon laufen. Um dieses Ziel zu erreichen, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als zu trainieren.
Mein Wunsch dieses Ziel zu erreichen ist so groß, dass ich mir vor dem Training sage: „Diese Einheit bringt dich deinem Ziel ein Stück näher“.
Es ist sogar ratsam sich höhere Ziele zu stecken, von denen man aktuell weiß, dass man noch gar nicht in der Lage ist, sie zu erreichen.
Ich möchte 2019 zum Beispiel einen Ironman in der Mitteldistanz finishen. Ich kann mir jetzt gerade absolut nicht vorstellen, dass ich das schaffen würde. Aber ich weiß, mit dem richtigen Training und meiner Motivation werde ich es schaffen.
Fokussiere dein Ziel – dann erreichst du es auch.
Bei einem Wettkampf stelle ich mir bildlich oft die letzten hundert Meter vor dem Ziel vor. Ich kann vor meinem geistigen Auge sehen, wie ich dort herlaufen, obwohl ich vielleicht noch nie an diesem Ort gewesen bin. Das hilft mir sehr mein Ziel zu erreichen.
9. Wie sieht für dich eine optimale Zielsetzung aus?
Ich habe gerade den Part der Visualisierung ja schon kurz angesprochen. Das ist eine sehr beliebte Methode seine Ziele zu erreichen.
Es ist wahnsinnig wichtig sich vorstellen zu können wie es ist, sein Ziel zu erreichen.
Wenn ich die Augen zu mache kann ich mir bildlich sehr detailliert vorstellen wie mein Ziel aussieht. Ich mache das manchmal während des Trainings: ich stelle mir vor, ich wäre gerade mitten im Wettkampf, Zuschauer stehen an der Strecke und ich bin auf den letzten Metern vor der Ziellinie.
Das gibt mir einen wahnsinnigen Schub und ich bekomme manchmal sogar einen Kloß im Hals, weil ich den Moment so emotional finde.
10. Thema Ernährung: für Läufer genauso wichtig, wie für Bodybuilder. Wie sieht für dich die optimale Ernährung aus?
Früher war ich übergewichtig und habe sehr viele ungesunde Sachen gegessen. Mit den Jahren habe ich mir dann eine vernünftige Ernährung antrainiert.
Das Wichtigste dabei war, rechtzeitig mit dem Essen aufzuhören wenn ein Sättigungsgefühl einsetzt. Das beherrsche ich mittlerweile sehr gut.
Genauso wichtig sind feste Essenszeiten über den Tag verteilt. Ich achte vor allem darauf Lebensmittel zu essen, die nicht so schwer im Magen liegen. Jeder, der mal einen deftigen Kartoffelsalat gegessen hat und dann laufen war, weiß wovon ich rede.
Einen festen Ernährungsplan habe ich nicht. Auf dem Gebiet habe ich noch am meisten Entwicklungs- und Lernpotential.
11. Deine Top 9 Lebensmittel, die in keiner Läuferküche fehlen dürfen?
Ich mache mal einen Streifzug durch meine Küche und zähle auf, was dort vor allem zu finden ist:
- Haferflocken (vor allem als Overnight Oats eingewicht in einer Wasser-Milch-Mischung),
- Bananen (Läufers Liebling – sogar während des Laufens)
- Nussmix (morgens für´s Frühstück)
- Couscous (in sämtlichen Variationen)
- Beeren (je nach Saison)
- Äpfel (geht zwischendurch einfach immer)
- Milch und Magerquark (morgens für´s Frühstück)
- Zitronen (ausgepresst im Quark)
- und als letztes die Belohnung nach dem Laufen: Schokokekse 😉
12. Vielen Dank für deine Zeit. Nun erzähle doch meinen Lesern mehr über eure Website. Auf was können sich meine Leser bei euch freuen?
Vor allem viel Liebe und Herzblut zum Laufen. Ich glaube man merkt, dass ich diesen Sport tief und ehrlich liebe. Und das spiegelt sich natürlich in den Blogartikeln wieder.
Ganz konkret gibt es in meinem Blog www.runners-flow.de Tipps für Laufanfänger, emotionale Geschichten und Interviews mit Läufern, Trainingsempfehlungen, Erfahrungsberichte und viel persönliches über mich.
Im Onlineshop gibt´s ein paar schöne Sachen speziell für Läufer – einfach mal reinschauen.
Kleiner Tipp: die Stabi eCards finde ich persönlich ziemlich cool 🙂
Vielen Dank für die vielen Tipps Kevin und weiterhin viel Erfolg!