Viele Menschen leiden an einer schlechten Körperhaltung, einem krummen Rücken, Gelenkproblemen und -beschwerden.
Im heutigen Interview beantwortet der Fitnessexperte Felix Kade Fragen zu genau diesen Themen.
Erfahre, wie du fit wirst, eine gesunde Körperhaltung bekommst und Gelenkprobleme der Vergangenheit angehören.
1. Hallo Felix. Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Stelle dich doch bitte einmal meinen Lesern vor.
Hallo Fabian! Danke für die Einladung zum Interview. Ich bin Felix und bin derzeit 26 Jahre. Nach dem Abi studierte ich zunächst Soziologie. Obwohl es sehr spannend war, machte ich danach meinen Traum zum Beruf und wurde Trainer.
Heute arbeite ich als Trainer auf dem Olympiastützpunkt in Leipzig, gebe Weiterbildungen im Fitnessbereich und pflege einen Blog zum Thema schmerzfreies Training.
2. Du betreibst einen Blog zu den Themen Fitness und Körperhaltung. Wie kam es dazu?
Ich beschäftige mich seit knapp 10 Jahren mit allem, was mit Training, Anatomie, Ernährung und Fitness zu tun hat, bin ständig auf Weiterbildungen und probiere selbst viel aus. Als mich immer mehr Freunde fragten, wie sie ihre Ziele erreichen können, entschied ich mich einen Fitnessblog zu starten. Zunächst zu allgemeinen Fitnessfragen.
Später beobachtete ich immer mehr Menschen mit Fehlhaltungen.
Häufig wundern sich genau diese Menschen, warum bestimmte Probleme in der Schulter, Knie, Hüfte oder im Rücken wiederholt auftreten.
Da sehe ich mein Potential, den Menschen zu zeigen, wie sie wieder schmerzfrei werden und einen starken sowie gesunden Körper bekommen.
3. Wie ich lesen konnte, bist du B.A. Soziologie, zertifizierter Bootcamp Trainer, Fitnesstrainer A-Lizenz, Personal Trainer und Medizinischer Fitnesstrainer. Was hat es (zusammengefasst) damit auf sich?
Wenn du als Trainer bestehen möchtest, musst du dich ständig weiterbilden.
Schnell fand ich heraus, dass das Wissen einer Standardausbildung im Fitnessbereich nicht genügt. Dafür sind Menschen zu verschieden und stehen vor den verschiedensten Herausforderungen. Mittlerweile ließe sich die Liste um Workshops zu Ernährung, Myofaszialer Release, strukturelle Balance im Krafttraining und vieles mehr fortführen.
Die Kombination mit Soziologie gibt mir die einmalige Gelegenheiten, nicht nur individuell zu schauen, was im Körper passiert, sondern auch mal heraus zu zoomen und zu schauen, was da gesellschaftlich eigentlich passiert. Warum leiden 4 von 5 Menschen regelmäßig unter Rückenschmerzen?
So fragil ist der Mensch eigentlich nicht. Und dennoch bestätigen Studien wiederholt, wie es um uns als Mensch steht.
4. Beim Thema Abnehmen gibt es viele Mythen, Weisheiten und Co. Was funktioniert deiner Meinung nach am besten?
Von keine Kohlenhydraten nach 18 Uhr über Fett ist schlecht bis hin zu Proteine machen die Nieren kaputt hab ich alles gehört und die hanebüchensten Erklärungen, warum das angeblich so sei.
Ich habe viele Ernährungsweisen ausprobiert und kann sagen: sie alle funktionieren. Denn Abnehmen läuft am Ende immer darauf hinaus, ein Kaloriendefizit zu erzeugen – also weniger Kalorien zu sich zu nehmen, als verbraucht werden. Wie das genau funktioniert, ist erstmal irrelevant. Für den einen funktioniert eine Low-Carb-Diät super. Ich persönlich werde dann aber zur absoluten Oberzicke.
Low-Fat-Diät funktionieren genauso gut.
Ebenso funktioniert intermittierendes Fasten – oder anders gesagt: Frühstück weglassen.
Alle Ernährungsstrategien funktionieren. Für mich funktioniert zur Zeit am Besten, mich “artgerecht” zu ernähren. D.h. ich jage erst und esse dann. Jagen bedeutet Bewegung oder Training. Anschließend gibt es etwas, dass mal ein Gesicht hatte oder haben wird. Sprich Fleisch oder Eier und dazu eine gefühlte Tonne Gemüse.
Bei Kohlenhydraten halte ich es wie Charles Poliquin: sie müssen sich verdient werden.
Wer viel trainiert, darf viel naschen. Mein Lieblingsessen nach einem intensiven Training ist übrigens Pizza. Gern auch 2-3 mal pro Woche. Und trotzdem bleibe ich schlank.
Das liegt daran, dass das Timing der Makronährstoffe viel wichtiger ist, als die optimale Verteilung. Der Körper zeigt uns schon, worauf er Appetit hat. Tendenziell esse ich persönlich morgens kaum Kohlenhydrate, abends dafür umso mehr.
Protein gibt es immer viel. Am Besten sind 1,5 bis 2 g pro Kilogramm Körpergewicht. Das ist wichtig, damit alle Körperprozesse optimal ablaufen können. Zusätzlich hat Protein eine sättigende Wirkung, wodurch automatisch weniger gegessen wird. (Lesetipp: 300 eiweißhaltige Lebensmittel)
Anm. v. Fabian: berechne hier dein optimales Kaloriendefizit und erhalte einen für dich zugeschnittenen Ernährungsplan (kostenlos als Sofort-Download):
5. Wie kann man Gelenkproblemen am besten vorbeugen? Machst du bestimmte Übungen etc.?
Gelenkproblemen kann man am Besten mit viel Bewegung vorbeugen.
Da wir viel Sitzen (und ich als Blogger sowieso) sind Übungen gut, die genau das Gegenteil machen. Das bedeutet, mit den Armen über Kopf strecken oder auch mal nach hinten lehnen. Folgende Übungen mache ich beinahe täglich:
- Deadhang
- Kniestand
- die tiefe Kniebeuge
Bei Youtube gibt es fantastische Tutorials dafür. Die Übungen kann beinahe jeder machen. Ansonsten ist es individuelle sehr verschieden, welche Übungen sinnvoll sind und welche nicht.
Deadhang
Kniestand
tiefe Kniebeuge
6. Und was kann man bei Gelenkschmerzen tun?
Das kommt drauf an.
Bei akuten Entzündungen empfiehlt sich leichtes Kühlen, Ruhigstellen und leichtes Mobilisieren. Bei uns in Leipzig gibt es jetzt ganz neu eine Ganzkörperkältekammer. Dort drin sind entspannte -110°. Man bleibt dort drei Minuten drin. Ich hab es selbst noch nicht probiert, aber Klienten berichten von weniger Gelenkproblemen. Coole Sache!
Hat man dazu nicht die Gelegenheit, empfiehlt sich allerspätestens nach 2-3 Tagen, wieder mit Bewegung anzufangen.
Vor allem Gehen, Mobilisieren und strukturelle Balance wieder herstellen. Muskeln, die üblicherweise zu schwach sind, sind das Gesäß, der Bauch und der untere Trapezius.
Mobilisiert werden müssen sehr häufig die Sprunggelenke, Hüftbeuger, Brustwirbelsäule und die Brustmuskeln.
7. Thema Körperhaltung: wie sieht die perfekte Körperhaltung aus und wie kommt man da hin?
Die perfekte Haltung an sich gibt es nicht.
Es gibt eine Haltung, in der die Muskeln eine ökonomisierte Spannungsverteilung haben. In dieser Haltung treten die wenigsten Probleme auf. Geraten Muskeln aus dem Gleichgewicht, was häufig bei Fehlhaltungen passiert, kommt es zu Problemen.
Doch auch hier gilt: die Mischung macht es. Sitzen an sich ist nicht schädlich. Bei 10 Stunden am Tag, sieht es schon anders aus.
Eine gute Körperhaltung ist schön und gut. 10 Stunden am Tag wie ein Soldat dazustehen, tut auch nicht gut. Die nächste Position ist immer die bessere. Viel Bewegung in allen Facetten hält schmerzfrei und fit.
8. Gesunde Ernährung: wie sieht für dich eine optimale gesunde Ernährung aus?
Die optimale Makronährstoffverteilung gibt es nicht. Die Basis ist immer eine proteinreiche Ernährung, damit alle Prozesse (Enzym-, Hormon- und Neurotransmitterproduktion, Muskelproteinsynthese ec.) optimal ablaufen.
Wichtig sind auch Fette. Vor allem für die Hormonproduktion und die Aufnahme von Vitaminen, da diese hauptsächlich fettlöslich sind. Glukose ist der bevorzugte Energielieferant für das Gehirn. Ich persönlich werde ohne Kohlenhydrate zur Diva.
Welche Verteilung optimal ist, ist individuell verschieden und hängt von der Zielstellung ab.
- für Kraft- und Muskelaufbau sind Kohlenhydrate unverzichtbar.
- für Fettabbau sollte mehr Fett konsumiert werden und weniger Kohlenhydrate. Je nach Trainingspensum kann es aber auch sinnvoll sein, mehr Kohlenhydrate zu essen.
Ich bin absolut kein Fan von One-Size-Fits-All-Lösungen. Menschen sind sehr verschieden.
Darum nehme ich mir mit meinen Klienten sehr viel Zeit, um sie kennenzulernen und eine für sie optimale Lösung zu finden. Die Faustregel ist: wer viel trainiert, darf viele Kohlenhydrate essen.
9. Welche Sportart würdest du Übergewichtigen zum Einstieg empfehlen die abnehmen möchten und warum?
Bei stark Übergewichtigen empfehle ich zunächst Gehen bzw. Walken. Da geht es eher erstmal darum die Freude an Bewegung wieder zu entdecken. Dann ist es eine gute Idee, eine Sportart zu machen, die Spaß macht.
Vielleicht gab es in der Kindheit schon einmal einen Sport, den man gern gemacht hat? Dann lohnt es sich, das mal wieder zu probieren. Später empfehle ich Krafttraining. Nichts verbrennt so viele Kalorien wie das Stemmen schwerer Gewichte und lässt sich unter so kontrollierten Bedingungen ausführen.
Bei Fußball weißt du nie, was die anderen Spieler machen. Das Verletzungsrisiko steigt also.
Beim Krafttraining kannst du vieles kontrollieren: Tempo, subjektive Belastung, Gewicht, Übung usw.
Das senkt das Verletzungsrisiko enorm. Ich hab es schon oft erlebt, dass Menschen, die zunächst nichts davon hielten, nicht mehr damit aufhören wollten. Ganz einfach, weil sie spüren, was ihr Körper leisten kann und wozu sie fähig sind, wenn sie es durchziehen.
10. Welcher Routine für eine gute Gesundheit gehst du täglich nach? Hast du bestimmte Gewohnheiten?
Was ich jeden morgen als erstes mache, ist ein Glas Wasser mit einem Schuss Limettensaft und einer Prise Himalayasalz zu trinken. Das empfehle ich auch jedem meiner Klienten. Ansonsten empfehle ich jedem, achtsam mit sich umzugehen.
Stress sorgt auch bei einen Kaloriendefizit für keinen Fettabbau, weil die Signalwege blockiert sind. Oft nehmen gestresste Menschen dann kein Fett ab sondern Muskeln. Sie verlieren zwar Gewicht, aber bleiben skinny fat.
Darum mein Tipp:
sei achtsam. Baue täglich Entspannung ein. In Deutschland herrscht leider der Irrglaube, dass nur der hart arbeitet, der am Ende der Woche völlig platt ist.
Da sind mir die Spanier mit ihrer Siesta deutlich lieber. Und entspannter sind sie auch.
11. Vielen Dank für deine Zeit. Nun erzähle doch meinen Lesern mehr über deinen Blog. Auf was können sich meine Leser bei dir freuen?
Auf meinen Blog geht es um schmerzfreies Training. Ich beschäftige mich sehr viel mit Krafttraining, Fehlhaltungen und anderen Sportverletzungen wie Impingement, Läuferknie usw.
Ich versuche dabei tiefgehendes Wissen auf humorvolle Art zu vermitteln. Manchmal artet es etwas aus und ich werde zum Nerd. Aktuell beschäftige ich mich sehr viel mit dem Thema Rückenschmerzen. Sehr spannend! Ich schreibe gerade ein Buch darüber.
Unter dem folgenden Link erhältst du einen kostenlosen Vorgeschmack mit einer Übungsroutine zum myofaszialen Release bei Rückenschmerzen.
Dort kannst du auch auf dem Laufenden bleiben und als erster erfahren, wann das Buch fertig ist: www.felixkade.de/soforthilfe-bei-rueckenschmerzen
Fabian, vielen Dank für das Interview. Es hat Spaß gemacht! Weitere Infos zu mir findet ihr unter: www.felixkade.de
Vielen Dank Felix für das aufschlussreiche Interview!